Japan Zentrum
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Frauen in der Männerwelt des Nô-Theaters – Forschungsfragen und Perspektiven

 

Gastvortrag von Dr. Barbara Geilhorn (Japanologie, FU Berlin)

Das Nô gilt weithin als eine ausschließlich durch männliche Schauspieler gepflegte Theatergattung. Seit der Wende zum 20. Jahrhundert haben sich Frauen jedoch zunächst als Amateurinnen einen Platz in diesem klassischen Genre erobert und damit kontroverse Debatten ausgelöst. Dennoch hat ihr Anteil stetig zugenommen. Dies gilt besonders seit ihrer offiziellen Zulassung als professionelle Nô-Spielerinnen 1948. Gleichwohl bilden sie weiterhin eine marginale Gruppe, von deren Existenz selbst die Forschung kaum Notiz nimmt. Dies gilt sowohl in Japan als auch international.

Der Vortrag widmet sich den Forschungsfragen und Ergebnissen meiner Dissertation, die die erste systematische Analyse der Situation von Frauen auf der Nô-Bühne darstellt. Dabei werde ich mich auf zwei Schwerpunkte konzentrieren: 1. Die Meiji-Zeit, in der die Anfänge einer zögerlichen Öffnung des Genres für Frauen zu beobachten sind und der deshalb eine Schlüsselrolle für die untersuchte Thematik zukommt. 2. Die gegenwärtigen Auftritts- und Trainingsbedingungen von professionellen Darstellerinnen der Hauptrolle (shite-kata) im Großraum Tôkyô. Shite-kata nehmen mit über 70% den größten Anteil unter den professionellen Nô-Spieler/-innen ein. Eigene Recherchen ergaben einen Frauenanteil von durchschnittlich 21% in diesem Rollenfach. Es kann also nicht von einem Randphänomen gesprochen werden.

Der Vortrag wird u.a. folgenden Fragen nachgehen: Welche Faktoren waren und sind dafür verantwortlich, dass sich Frauen zunehmend in der Männerdomäne des Nô etablieren? Welche Hindernisse werden ihnen dabei in den Weg gestellt und welche Strategien haben sie entwickelt, um diese zu überwinden? Werden Frauen in die weitgehend aus Männern bestehenden Truppen integriert oder bilden sie lediglich eine weibliche Variante eines exklusiv männlichen Genres?

Zur Person

Barbara Geilhorn ist wissenschaftliche Mitarbeiterin am Ostasiatischen Seminar, Fachrichtung Japanologie der Freien Universität Berlin. Sie studierte Japanologie, Neuere Deutsche Literatur und Kunstgeschichte an der Freien Universität Berlin und promovierte zum Thema Performing Gender aus neuer Perspektive – Spielräume von Frauen in der männlich dominierten Welt des japanischen Nō- und Kyōgen-Theaters an der Universität Trier. Forschungsschwerpunkte: Klassisches und modernes japanisches Theater, Gender- und Postcolonial Studies, Women’s History, Kultursoziologie.