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Protest, politische Mitbestimmung und autonome Subjektivität

Maruyama Masaos Konzept der partizipativen Demokratie in der japanischen Gesellschaft nach Fukushima

24.05.2012

Projektvorstellung von Julia Klein, M.A.

Die atomare Katastrophe als Folge der Erdbeben- und Tsunamikatastrophe im März 2011 wirft nicht nur Fragen in Bezug auf zukünftige gesundheitliche sondern auch umweltpolitische und gesellschaftliche Folgen des Unglücks auf. Wie wird die japanische Gesellschaft mit den Folgen der Katastrophe umgehen, und inwiefern wird diese womöglich deren Bewusstsein nachhaltig verändern?

Im Mittelpunkt der geplanten Arbeit soll die Frage stehen, ob sich in Japan aus den Protesten als Reaktion auf die nukleare Katastrophe von Fukushima eine Art neue, beständige Protestkultur zu entwickeln vermag. Basierend auf den Theorien des japanischen Politikwissenschaftlers Maruyama Masao soll hierbei betrachtet werden, ob Japans Reaktorunglück zu einer Neudefinierung der Beziehung zwischen Bürger und Staat führen wird. Hat sich in der japanischen Gesellschaft ein verstärktes Bewusstsein der politischen Mitbestimmung entwickelt, oder muss immer noch von einer gewissen politischen Passivität des japanischen Bürgers gesprochen werden, wie sie Maruyama in seinen Studien wiederholt aufgezeigt hat? In diesem Kontext stellt sich auch die Frage, welche Rolle die kommenden gesellschaftlichen und politischen Entwicklungen für die Zukunft der japanischen Demokratie spielen. Wird es – im Sinne der Theorien Maruyamas – zu einer Stärkung des demokratischen Bewusstseins und der Rolle des einzelnen Bürgers als autonomem, mitbestimmenden politischen Akteur kommen? Oder wird Japans Demokratie doch zunehmend zu einer Art bloßem "Dekorationsstück" (Maruyama), in der sich sämtliche politische Aktivität auf eine geringe Zahl von politischen Akteuren konzentriert? Wie kam es überhaupt zu der von Maruyama wiederholt dargestellten politischen Passivität der japanischen Gesellschaft? Fußt diese eher auf einem wirklichen politischen Desinteresse des japanischen Bürgers, oder sind es vielmehr die Folgen einer "Politik von Oben", die eine politische Partizipation von "Unten" erschweren bzw. verhindern? Was wurde aus Japans Protestkultur der 1950er und 60er Jahre, und warum verschwand diese Ende der 1980er Jahre fast vollständig? Gleichzeitig soll durch eine vergleichende Betrachtung der atomaren Katastrophen von Tschernobyl im Jahr 1986 und der von Fukushima dargestellt werden, wie die jeweiligen Katastrophen in der Gesellschaft behandelt wurden und welche gesellschaftlichen und (umwelt-)politischen Diskurse sich in diesem Kontext entwickelt haben.