Japan Zentrum
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Die japanischen Intellektuellen und China 1989/90: Die Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung als Krise regionaler Integration

 

Gastvortrag von Prof. Dr. Wolfgang Schwentker (Osaka/Konstanz)

Der Vortrag befasst sich mit der Frage, auf welche Weise die japanischen Intellektuellen den „Tiananmen Zwischenfall“ und das damit verbundene vorläufige Ende der chinesischen Demokratiebewegung erlebt, gedeutet und vermittelt haben. Dazu wird zunächst der ältere Chinadiskurs vor 1989 in Japan analysiert, der sich insbesondere als Folge der Wiederaufnahme der diplomatischen Beziehungen im Jahre 1972 intensiviert hatte. Zahlreiche japanische Gelehrte und Künstler kamen in den 1970er und 80er Jahren zu Forschungsaufenthalten oder Vortragsreisen nach China. Manche erlebten den sozio-ökonomischen Wandel vor Ort und wurden im Juni 1989 Zeugen der Niederschlagung der Demokratiebewegung. Ihre Aufzeichnungen und die auf China ausgerichtete politische Publizistik der Jahre 1989/90 bilden die Quellengrundlage des Vortrags.

Im Zentrum der Debatten nach dem „Ten’anmon jiken“ standen Themen wie die Zukunft einer „Ostasiatischen Gemeinschaft“ und die Krise des Marxismus, die durch die Ereignisse in Europa und in der Sowjetunion eine zusätzliche Dramatik erhielten. Die Niederschlagung der chinesischen Demokratiebewegung und die damit verbundene Desillusionierung hinsichtlich des Aufbaus eines „ostasiatischen Gemeinschaft“ sind ein wichtiger Teil zivilisationstheoretischer Narrative geworden. Der Vortrag will am Beispiel des „Tiananmen Zwischenfalls“ zeigen, auf welche Weise in Japan die Wahrnehmung Chinas mit Formen politisch-kultureller Selbstdeutung verbunden ist.