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Regina Hübner: Aconitum, Umeboshi oder Kinderurin? Die identitätsstiftende Rolle von Heilmitteln in offiziellen medizinischen Ratgebern der Frühen Neuzeit in Japan

Donnerstag, 27.4.2017
18.30 Uhr – 20.00 Uhr
Japan-Zentrum, Oettingenstr. 67, Raum 169

Maßnahmen zur Gesundheitsversorgung zählen zu den weniger bekannten Initiativen der Tokugawa Shogune in Japans Früher Neuzeit. Unter diesen finden sich medizinische Ratgeber oder Erste-Hilfe-Fibeln, von denen ich in diesem Vortrag den letzten offiziellen Ratgeber, das Kōkei saikyūhō 広恵済急方 („Segensreiche Methoden zur schnellen Hilfe“, 1791) vorstellen möchte. Initiiert wurde das Werk von Tokugawa Ieharu 徳川家治 (r. 1760-1786) und umgesetzt vom Vorsitzenden des Ältestenrates Matsudaira Sadanobu 松平定信 (1759-1829). Anliegen dieser Publikation war, so der Autor, der Bakufu-Arzt Taki Motonori 多紀元悳 (1735-1801), ein Handbuch zur Seite zu haben, um in den Fällen Soforthilfe leisten zu können, in denen kein Arzt zur Verfügung stand. Dies käme häufiger vor, wenn der Betroffene abgelegen wohne oder auf Reisen sei, oder wenn ein Arzt unwillig sei zu kommen. Dafür habe er leicht verständliche Rezepturen zusammengestellt, deren Bestandteile einfach und schnell zu beschaffen sind.
Selbsthilfebücher wie das Kōkei saikyūhō geben nicht nur ein Einblick in die gesundheitlichen Herausforderungen der Menschen im vormodernen Japan, sie spiegeln ebenso Alltagsgeschichte wider, die sich durch die empfohlenen Heilmittel vermittelt. In diesem Vortrag soll nun vor allem der Frage nach der Art des medizinischen Wissens, das in diesen Büchern enthalten ist und das das Bakufu verbreitet sehen möchte, nachgegangen werden. Dabei wird argumentiert, dass diese Selbsthilfebücher den Leser nicht nur mit medizinischem Basiswissen als Maßnahme zur öffentlichen Gesundheit versorgten, sondern dass sie ebenso einen wesentlichen Anteil an der Ausbildung von kultureller Identität leisteten, die vor allem ihren Ausdruck in der Verwendung von Heilmitteln findet.

Regina Hübner hat an der Universität Cambridge 2015 promoviert und arbeitet gerade an einer Monographie, die auf einer Ausarbeitung ihrer Dissertation „State medicine and the state of medicine in Tokugawa Japan: Kōkei saikyūhō (1791), an emergency handbook initiated by the Bakufu“ beruht. Ihre Forschungsschwerpunkte sind Kultur- und Medizingeschichte Japans, Wissenstransfer, Geschichte der Nahrung und Hungersnöte in Japan, environmental history.