Japan Zentrum
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Andreas Riessland: BOSOZOKU - Jugendgangs in Japan zwischen Selbstbehauptung und Gewalt

Donnerstag, 6.7.2017
18.30 Uhr – 20.00 Uhr
Japan-Zentrum, Oettingenstr. 67, Raum 115

Beitrag Riessland Illustration 1 gross

Abstract:

Seit den Sechziger Jahren versuchen Japans Polizei- und Justizbehörden, die als bōsōzoku bekannten motorisierten Jugendgangs in den Griff zu bekommen, die mit ihren nächtlichen Provokationen auf Japans Straßen Angst und hilflose Wut verbreiten. Mit unserem Bild einer Motorradgang haben bōsōzoku nichts gemein, sie haben in allen ihren Merkmalen eine ganz eigene, unverwechselbare Formensprache entwickelt, die sie vom weltweit verbreiteten Muster des Rockers amerikanischen Zuschnitts grundsätzlich unterscheidet und die auch in den Nachbarländern Japans so gut wie keine Nachahmer gefunden hat.

In Japan sind bōsōzoku beileibe keine soziale Randerscheinung: Zählt man all die zusammen, die im Lauf ihrer Jugend irgendwann als bōsōzoku unterwegs waren, so ist man schnell im siebenstelligen Bereich. In der Sprache der Presse und im allgemeinen Bewusstsein gilt der Terminus bōsōzoku bis heute als Inbegriff jugendlicher Gewaltkriminalität. Und dennoch gibt es auch in Japan bis heute nur eine Handvoll von Veröffentlichungen, die sich mit diesem sozialen Phänomen ernsthaft auseinandersetzen.

Dieser Vortrag ist der bōsōzoku-Subkultur auf ihrem langen und oft von Gewalt begleiteten Weg gewidmet, von ihrer explosiven Entwicklung aus der Freizeitkultur der Nachkriegszeit heraus bis zu den letzten spärlichen Manifestationen auf Japans heutigen Straßen. Er wirft ein Licht auf die charakteristischen Merkmale dieser Kultur und ihrer Vertreter, und auf ihre verschiedenen Funktionen in der japanischen Gesellschaft, zwischen selbstbestimmtem Entwurf jugendlicher Identitätsstiftung, willkommenem Topos einer sensationshungrigen Medienlandschaft und Projektionsfläche bürgerlicher Ängste und Feindbilder.

Zum Vortragenden:

Andreas Riessland ist am Deutschen Institut der Nanzan-Universität in Nagoya beschäftigt. Als Japanologe und Ethnologe setzt er sich u. a. mit der Peripherie der japanischen Gegenwartsgesellschaft auseinander, zu der auch die Jugendkultur im Mittelpunkt dieses Vortrags gehört.