Japan Zentrum
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Florian Scheidl: Philosophie, Orientalismus, Interkulturalität. Zur Problematik der Philosophie in einer globalen Welt

Donnerstag, 22.6.2017
18.30 Uhr – 20.00 Uhr
Japan-Zentrum, Oettingenstr. 67, Raum 115

Die Philosophie als akademische Disziplin ist weltweit in Lehre und Forschung an Universitäten präsent und erhebt den Anspruch, zu aktuellen Fragen Stellung nehmen zu können. Obgleich sie in einer globalen Welt mit zahlreichen anderen Texten und intellektuellen Traditionen konfrontiert ist, bleiben die Quellen, Strukturen und Rezeptionszusammenhänge der akademischen Philosophie weitgehend auf die europäische Tradition und ihre Ableger beschränkt. Texte aus nicht-abendländischen intellektuellen Traditionen sind zumeist nicht Teil der philosophischen Debatte – auch wenn sie Fragen und Themen adressieren, die als „philosophisch“ bezeichnet werden können – sondern werden von Kulturwissenschaften, wie etwa der Japanologie, und Religionswissenschaft behandelt.

Diese Problematik wird seit etwa den 1980er Jahren in der Interkulturellen Philosophie (IKP) thematisiert. Die Methoden und Begrifflichkeiten der Philosophen der IKP sind zwar ausgesprochen heterogen, in ihren Grundannahmen jedoch stets Varianten der Forderung nach Integration dessen und philosophischer Beschäftigung mit dem, was von IKP-Denkern in nicht-abendländischen Gesellschaften der Vergangenheit als „Philosophie“ betrachtet wird. Stets verbunden ist dies mit der Kritik an der Eurozentrizität, d. h. der konstitutiven Zentralität der griechisch-abrahamitischen Tradition für die wissenschaftliche Philosophie und den Begriff „Philosophie“ selbst. „Interkulturell“ bezeichnet vor allem den Anspruch, nicht mehr nur komparativ arbeiten zu wollen und auf diese Weise Vertreter anderer „Philosophien“ in die philosophische Debatte miteinzubeziehen, sondern: Es soll darüber hinaus ein Dialog bzw. gar „Polylog“ initiiert werden, der die Beteiligung „philosophierender“ Vertreter verschiedenster „Kulturen“ zur Voraussetzung hat.

Durch ihre Positionierung und ihre Argumente laufen die Vertreter der IKP jedoch Gefahr, selbst zusätzlich zu einem Teil der Problemstellung zu werden, unter anderem, da sie sehr programmatisch eine neue Sicht auf die Philosophie und ihre Geschichte etablieren wollen, ohne die historisch gewachsenen Strukturen der wissenschaftlichen Philosophie, miteinzubeziehen.

Der Vortrag will einen Einblick in das laufende Dissertationsprojekt des Vortragenden geben, das mit Hilfe der drei Leitbegriffe „Philosophie“, „Interkulturalität“ und „Orientalismus“ diese Problemstellung vor allem aus wissenschaftshistorischer und wissenschaftstheoretischer Perspektive untersucht. Der Vortrag soll, neben einer Skizze der grundlegenden Problematik der Situation der (akademischen) Philosophie in einer nicht nur von abendländischem Denken geprägten Welt, vor allem anhand einiger Argumente der IKP exemplarisch die Fragen und Problematisierungen des Dissertationsprojekts vorstellen.