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Konstruierte Exotik

Japanische Architektur als (populär)wissenschaftlicher Forschungsgegenstand

15.05.2014

Dr. Beate Löffler (Universität Duisburg-Essen)


Japanische Architektur ist seit gut 150 Jahren Gegenstand westlicher Diskurse, wobei sich Akteure und Themen im Laufe der Zeit ebenso änderten wie Zielgruppen und Medien. Sie trugen alle dazu bei, einen grundlegenden Wissensbestand, einen Kanon, von japanischer Architektur zu etablieren, der heute das Fundament weiterer Forschung bildet und von entwerfenden Architekten und Designern als Inspirationsquelle genutzt wird.

Jede Generation entdeckt in den historischen Bauten oder aktuellen Projekten japanischer Architekten begeisternde Facetten: dekorativen Überschwang, handwerkliche Perfektion, stilistische Prägnanz und Einfachheit, Standardisierung und Präfabrikation, Kreativität im Umgang mit neuen Materialien oder auch innovative urbanistische Ideen. Allein der Verweis auf einen japanischen Referenzbau oder die stereotypen Besonderheiten japanischer Kultur verleiht einem Entwurfsprojekt heute das Flair des künstlerisch Wertvollen.

Da bis in das späte 20. Jahrhundert hinein nur die wenigsten der jubelnden Architekten das ostasiatische Land tatsächlich besuchten und die einschlägigen Publikationen bis heute in Umfang und wissenschaftlichem Gehalt limitiert sind, lässt sich die anhaltende Begeisterung wohl weniger auf die unbestrittenen Qualitäten der japanischen Baukunst als vielmehr auf die westliche Wahrnehmung derselben zurückführen.

Diese Beobachtung wirft einige Fragen auf: Seit wann und mit welcher Motivation wurde über japanische Architektur geschrieben? Welche Autoren und Themenbereiche wurden als relevant wahrgenommen und schließlich kanonisiert? Welche Rolle spielten hierbei die japanischen Bau- und Architekturhistoriker? Und wie gliedern sich die Betrachtungen zur Architektur in das unser Gesamtwissen über Japan ein?

Der Vortrag, ein Ausschnitt aus einem laufenden Habilitationsprojekt, skizziert die inhaltlichen Schwachstellen des bestehenden Kanons und konzentriert sich dann auf die Entwicklung bis zur Pariser Weltausstellung von 1900. Er zeigt den Einfluss akademischer Spezialisierung und Netzwerkbildung ebenso wie die Rolle der Kunstgewerbebewegung oder der Reproduktionstechnik für Bildmedien.