Japan Zentrum
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Dissertationsprojekt Zimmermann (Exposee)

Untersuchung der japanischen Gegenstandsrituale (mono kuyō) im Spiegel ihrer
wissenschaftlichen Darstellung. (Arbeitstitel)

(Betreuung: Prof. Dr. Martin Lehnert)

Forschungsgegenstand dieses Dissertationsprojektes ist eine rituelle Praxis in Japan, die sich der Entsorgung von Gegenständen des Alltagslebens (Werkzeuge, persönliche Erinnerungsstücke etc.) widmet. Die Gegenstandsrituale werden in der Regel unter institutioneller Anleitung in einem Tempel oder Schrein abgehalten und weisen je nach Ritual unterschiedliche Gruppen Praktizierender auf.

In der wirtschaftlichen Hochwachstumsphase Japans erfolgte ein starker Zuwachs neuer Formen von Gegenstandsritualen für verschiedene Objekte des alltäglichen Lebens. Doch auch aktuell befindet sich die rituelle Praxis aufgrund des Einbezugs neuer elektronischer Medien in stetigem Wandel. Dabei übt die zunehmende Beteiligung nicht-religiöser Institutionen wie Handels- oder Dienstleistungsunternehmen und Berufsverbänden einen wesentlichen Einfluss auf die u.a. ökonomische, soziale und politische Relevanz der rituellen Praxis aus.

Nicht zuletzt aufgrund der Begrifftlichkeit mono kuyō もの供養 und des damit einhergenden buddhistischen Hintergrundes werden Gegenstandsrituale dennoch weiterhin in einen primär religiösen Kontext verortet. In der bisherigen japanischen sowie internationalen Forschung erfolgt die Untersuchung der rituellen Praxis häufig aus einer individualpsychologischen und kulturanthropologischen Perspektive. Dabei stehen oftmals besonders populäre Gegenstandsrituale im Fokus der Untersuchung, wodurch die wissenschaftliche wie auch populäre Wahrnehmung des Gegenstandes auf reduktionistische Weise geprägt wurde.

Das vorliegende Dissertationsvorhaben strebt die Abbildung und Diskussion von Gegenstandsritualen betreffend ihrer komplexen Entwicklung in der japanischen Gesellschaft an. Im Fokus der Untersuchung steht dabei die Analyse der Gegenstandsrituale als Gegenstand ihrer bisherigen wissenschaftlichen Behandlung. In einer kritischen Untersuchung soll zunächst ermittelt werden, welche methodologischen und theoretischen Voraussetzungen dem Forschungsfeld bisher zugrunde liegen. Durch eigene Feldforschungsaktivitäten soll im Durchgang der problemorientierten Methoden- und Theoriereflexion anschließend die gegenwärtige Entwicklung des Gegenstandes beleuchtet werden.