Moralunterricht des „Denkens und Diskutierens“? – Eine Schulbuchanalyse

Im Zuge der Lehrplanreform 2015 wurde vom MEXT beschlossen, Moralunterricht von der seit 1958 bestehenden, unbenoteten „Moralstunde“, die Lehrern viele Freiräume ließ, zum „Sonderfach Moral“ aufzuwerten. Die zwei wichtigsten Änderungen, die diese Reform mit sich brachte, die 2018 für Grund- und 2019 für Mittelschulen in Kraft trat, waren die Einführung von zugelassenen Schulbüchern und Leistungsbewertungen der Schüler. Das Sonderfach Moral sollte zudem ein „Moralunterricht des Denkens und Diskutierens“ werden, bei dem statt eine richtige Antwort vorzuschreiben, vielfältige und facettenreiche Perspektiven aufgezeigt werden sollten. Trotz dieser Ankündigungen wurde von einigen Seiten Sorge um das Aufzwingen von Werten geäußert, und nach Veröffentlichung der neuen Schulbücher wurde Kritik laut, dass entgegen den Ankündigungen des MEXT, Schulbuchtexte eine bestimmte Antwort vorgeben.

Vor diesem Hintergrund gehe ich in dieser Arbeit anhand einer Schulbuchanalyse der Frage nach, welche Grundlage die Schulbücher für das Sonderfach Moral durch die dort veröffentlichten Texte, Aufgabenstellungen und Bilder für einen „Moralunterricht des Denkens und Diskutierens“ legen. Dafür untersuche ich die Schulbücher von drei von insgesamt acht Verlagen, welche vom MEXT zugelassene Schulbücher herausgeben. In dieser Präsentation sollen erste Zwischenergebnisse dieser Arbeit präsentiert werden.

Kay Kraus studierte Japanologie an der an der Ludwigs-Maximilians-Universität München (LMU). Mit ihrem Promotionsprojekt zum Thema Sonderfach Moral schließt sie an ihre Masterarbeit an, welche die vom MEXT herausgegeben „Unterrichtshilfsmittel“ für den Moralunterricht Kokoro no Nôto und Watashitachi no Dôtoku zum Thema hatte.

Der Vortrag findet in Präsenz statt. Ort: Japan-Zentrum der LMU, Seminargebäude am Englischen Garten, Oettingenstr. 67, 80538 München, Raum 151.