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"Fukushima leben": Wagō Ryōichis Katastrophenpoesie zwischen Kollaboration und Widerstand

Vortrag von Prof. Dr. Kristina Iwata-Weickgenannt (Universität Nagoya)

09.01.2014

Abstract

Kurz nach der japanischen Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011 begann der aus Fukushima stammende, dort bis heute lebende Dichter Wagō Ryōichi, seine Katastrophenerfahrung in Gedichtform zu fassen. Die eher zufällige Wahl von Twitter als Publikationsmedium sorgte für eine von großer Medienaufmerksamkeit begleitete rasante Verbreitung der Verse und beförderte Wagō zum Katastrophenpoeten schlechthin.
Während sich die gedruckten Fassungen seiner Gedichte hervorragend verkauften und auch die Kritikerreaktion insgesamt positiv ausfiel, wurden auch kritische Stimmen laut. Neben verschiedentlich geäußerten Zweifeln am poetischen Gehalt der Tweets war besonders Wagōs Appell, "die Heimat nicht im Stich zu lassen", Gegenstand schwerwiegender Kritik, die bis zum Vergleich mit nationalistischer Propagandapoesie reichte. Mein Vortrag zeigt indes, dass viele von Wagōs Gedichten als Distanzierung von nationalen Wiederaufbaudiskursen bzw. einer Konstruktion einer explizit lokalen Identität gelesen werden können. Der Vortrag leuchtet die Widersprüchlichkeit von Wagōs Schreiben aus und fragt nach der Wirksamkeit der von ihm konstruierten Gegenidentität im Kontext nationaler Wiederansiedelungspolitik.

Zur Person

Kristina Iwata-Weickgenannt ist Professorin für japanische Gegenwartsliteratur an der Nagoya University. Zuvor war sie wissenschaftliche Mitarbeiterin am Deutschen Institut für Japanstudien, Tōkyō, und an der Universität Trier.