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Diffusion, (Sprach-) Barrieren und „kosmopolitische“ Gatekeeper japanischer Populärkultur

15.12.2011

Vortrag von Björn-Ole Kamm (Heidelberg)

„Japanische“ Populärkultur — unter anderem Animationen, Comics, Video- und Trading Card Spiele — hat seit den 1990ern zunehmend außerhalb Japans Fuß gefasst und sich zu einem Trend weltweit entwickelt. Die damit verbundenen Aneignungsprozesse haben nicht nur die Debatte um nationale „soft power“ angeheizt, sondern auch die Vorstellung einer weltweiten (Jugend-) Kultur beflügelt. Der Begriff Otaku, das Stereotyp des „Popkultur-Besessenen“, wurde mit neuen Bedeutungen versehen zum Schlüsselelement dieses Diskurses: Die Vorstellung einer Otaku Kultur wurde mit dem Bild einer transnationalen, internetvermittelten Gemeinschaft verbunden.

Viele Mitglieder der diversen Gruppen, die mit der Otaku Kultur zugerechneten Medien oder Praktiken assoziiert werden, machen intensiven Nutzen von Social Networking Software (SNS), Internetforen oder Mini-Blogging (twitter). Auch hat sich der Begriff Otaku selbst außerhalb Japans verbreitet und wird gebraucht, um sich als Fan japanischer Populärkultur von anderen Enthusiasten und Hobbyisten abzugrenzen.

Ungeachtet dieser Aneignungsprozesse über nationale und kulturelle Grenzen hinweg, bleibt der direkte Austausch zwischen japanischen Otaku und ihren selbsternannten, „westlichen“ Pendants jedoch eingeschränkt. Viele Nicht-Japaner reproduzieren das Stereotyp der 1990er, wenn sie über japanische Otaku sprechen — zurückgezogene, unsichere und anti-soziale Freaks. Die unterschiedlichen Bedeutungen von lokal angeeigneten Begriffen und Praktiken werden im aktuellen Diskurs über die Otaku Kultur ebenso wenig bedacht wie das Hindernis, das Sprache für die Entwicklung einer gemeinsamen Identität darstellen kann. Technologische Hürden der individuellen Identitätsverifikation bei online Communities werden zudem unterschätzt.

Der Vortrag wird diese zeitgenössischen Barrieren beleuchten — und zwar anhand derjenigen, die diese überbrücken: „kosmopolitische“ Gatekeeper, „hybride“ Individuen, die sowohl die transkulturelle Erfahrung als auch das kulturelle, ökonomische und soziale Kapital aufweisen, um als „Kanäle“ der Diffusion von Otaku-Praktiken außerhalb Japans und wieder zurück fungieren zu können. Auf der Grundlage von Interviews und teilnehmender Beobachtung auf Internetplattformen von zwei „otaku-istischen“ Gruppen zeigt dieser Vortrag die Gemeinsamkeiten dieser Gatekeeper mit dem klassischen Konzept des „Meinungsführers“ (opinion leader) auf.

Zur Person

Björn-Ole Kamm, M.A., ist wissenschaftlicher Mitarbeiter am Cluster of Excellence "Asia and Europe in a Global Context: Shifting Asymmetries in Cultural Flows" an der Uni Heidelberg.