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Interperformativität und Wandel Buddhistischer Rituale

Eine lokalgeschichtliche Studie zu kôshiki im Sôtô-Zen-Tempel Sôjiji

09.02.2012

Projektvorstellung von Michaela Mross, M.A.

Vielfältige Rituale prägen den Alltag in Zen-Klöstern Japans: täglich finden morgens und abends Sûtrenlesungen statt, für die Angehörigen des Tempels werden Bestattungszeremonien durchgeführt, und monatlich oder jährlich werden große Zeremonien wie beispielsweise das Nehan kôshiki zum Todestag Buddhas vollzogen. Diese dem Tempelbesucher sich schnell erschließende Beobachtung hat lange Zeit keine Beachtung auf der theoretischen Ebene gefunden. Erst in den letzten zwanzig Jahren hat die Zen-Forschung begonnen, Zen als eine gelebte Religion in ihrem sozio-historischen Kontext zu untersuchen. Kôshiki, eine liturgische Gattung des japanischen Buddhismus, sowie andere Rituale, welche Zen-Mönche vornehmlich im internen Kreis ausführen, sind dabei bisher kaum beachtet worden. Mein Dissertationsprojekt soll versuchen diese Lücke zu schließen und die Entwicklung der kôshiki in der Sôtô-Schule untersuchen.

Da Rituale lokal variieren, wendet diese Arbeit einen lokalgeschichtlichen Forschungsansatz an und konzentriert sich auf die kôshiki in dem Sôtô-Zen-Tempel Sôjiji, der Anfang des 14. Jahrhunderts von dem Mönch Keizan Jôkin (1264-1325) gegründet wurde und seit der Edo-Zeit einer der zwei Haupttempel der Sôtô-Schule ist. Aufgrund der Quellenlage werde ich mich auf die kôshiki seit dem 17. Jahrhundert konzentrieren. Es soll untersucht werden, welche Rolle kôshiki im liturgischen Jahr spielten und wie sich ihre Rolle im Laufe der Zeit veränderte. Insbesondere soll das Verhältnis zu dem Abtrotationssytem, das bis zum Jahre 1870 im Sôjiji Anwendung fand, analysiert werden, um die wechselseitigen Beziehungen zwischen Ritual und Institution aufzeigen. Ferner soll ritueller Wandel am Beispiel der zwei kôshiki Butsuji kôshiki und Tôjô dentô kôshiki untersucht werden, die beide zum Gedenken an Keizan verfasst worden sind. Das Tôjô dentô kôshiki, welches auch heute noch jährlich vollzogen wird, wurde im Jahre 1892 geschrieben und ersetzte das Butsuji kôshiki im Sôjiji. Es soll gefragt werden, wie sich die Darstellung Keizans in den liturgischen Texten unterscheidet, welche rituelle Elemente wann und wie verändert wurden, welche Faktoren zur Umwandlung führten, und wie diese Veränderungen zu ihrem sozio-historischen Kontext standen.