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Sektion Kunstgeschichte -- Session 1: Verbindungen zwischen Osten und Westen

Illustrierte Notentitel im Jugendstil. Graphikdesign und visueller Transfer zwischen Europa und Japan

Sabine Schenk

Im Japan der späten Meiji- und Taishō-Zeit gelangte die künstlerische Ausgestaltung von populären Medien wie Notentiteln (gakufu) zu ihrer Blüte und bediente sich dabei unter anderem der Formensprache des Jugendstils. Vor dem Hintergrund einer vergleichbaren Blütezeit des frühen Graphikdesigns in Japan und Europa wird sich der Vortrag anhand von illustrierten Titelblättern von Notenheften mit Strömungen und Austauschprozessen beschäftigen, die dem visuellen Transfer zwischen beiden Regionen zugrunde liegen.
Illustrierte Notentitel von Salonstücken waren bereits in Europa ein Medium, das neben Buchtiteln und Illustrationen besonders stark graphische Gestaltungsprinzipien des Jugendstils und einen damit verbundenen künstlerischen Anspruch an die Ausgestaltung von Alltagsgegenständen widerspiegelt. Ein Anspruch, der sich auch im Japan des frühen 20. Jahrhunderts manifestiert. Bereits weitgehend untersucht ist, wie japanische Darstellungskonventionen -- zum Beispiel die des Holzschnitts -- eine moderne Formensprache beeinflussten, die aus der europäischen Kunsttradition hervorging, und auch im Jugendstil in weiterentwickelter Form evident wurde. Die "Re-Rezeption" dieser Formensprache über den Jugendstil in Japan hingegen wurde bisher kaum betrachtet. Illustrierte Notentitel in Europa gehen zwar bis ins 16. Jahrhundert zurück, jedoch waren einerseits neue Reproduktionsmethoden, andererseits graphische Konzepte des Gleichklangs von Schrift und Bild, die im Jugendstil herausgestellt wurden, wichtig für die graphische Entwicklung diese Mediums im späten 19. Jahrhundert. Gleichzeitig wurden Musiktitel in westlicher Notenschrift auch in Japan zunehmend populär und etablierten sich als modischer Gebrauchsartikel und Medium für Graphikdesign. Bei den populären Salonstücken waren bekannte Opernmelodien und Gedichtvertonungen aus dem deutschsprachigen Raum beliebt. Die Titel der Notenblätter setzten die Stimmung des Stücks mit Hilfe von Bild und Text in Szene und bildeten somit ein künstlerisches Gesamtkonzept.
Mit Fokus auf dieses spezielle Medium wird der Vortrag Kontinuitäten und Diskontinuitäten transkultureller Verflechtungen im Hinblick auf das Graphikdesign eines "japanischen Jugendstils" herausstellen.