Japan Zentrum
print

Links und Funktionen
Sprachumschaltung

Navigationspfad


Inhaltsbereich

Sektion Medien und Populärkultur -- Session 1

Katastrophen im japanischen Bilderbuch. 1945 und 2011

Freddy Litten

In Japan gibt es, im Gegensatz zu anderen Ländern, seit den 1970er Jahren ein umfangreiches Angebot an Bilderbüchern zum Thema "Krieg", meist über Japan im Jahr 1945. Empfohlen werden diese teilweise recht expliziten Werke oft schon für Vorschulkinder, spätestens aber für die ersten Grundschulklassen. Damit stellen solche Bilderbücher eines der ersten Medien dar, durch das Kinder absichtlich mit Katastrophen konfrontiert werden.
Auch nach dem 11. März 2011 erschienen bald Bilderbücher, die sich der Dreifach-Katastrophe annahmen. Damit stellt sich nicht nur die Frage, welche Aspekte dieses Ereignisses für Kinder aufbereitet werden, sondern auch, ob es Unterschiede zu den Bilderbüchern über 1945 gibt, z.B. in der Frage, wie weit Kindern eigene Wirksamkeit ("agency") zugesprochen wird, aber auch in der Zielsetzung selbst.

Subkultur/sabukaruchā. Pop zwischen Underground und Massenkultur

Franziska Ritt

Der Begriff der Subkultur beziehungsweise sabukaruchā in der japanischen Umschrift ist ein im Zusammenhang mit Popkultur ebenso häufig verwendeter wie unklarer. Onlinehändler Amazon charakterisiert so zum Beispiel kulturinteressierte "Subkultur-Mädchen" (sabukaru–bunkakei gāru) mit einer Sammlung passender Produkte, die von Film und Musik über Fotografie und Eisenbahn bis hin zu Videospielen und Anime reichen (Amazon 2014: Internet).
Die Unklarheit gilt — wie an vielen Stellen herausgestrichen — ebenso für den akademischen Diskurs. In Japan hat sich um den Begriff sabukaruchā darüber hinaus eine rege intellektuelle Debatte um Figuren wie Ōtsuka Eiji, Miyadai Shinji und Azuma Hiroki entwickelt, die das Konzept besonders in Zusammenhang mit der Figur des otaku und "otaku-Kultur" diskutierten. Die im Sprachgebrauch in Japan ebenfalls weit verbreiteten Suffixe -zoku und -kei (vgl. McKnight 2010, Namba 2006), mit denen Gruppen bezeichnet werden, die sich sicherlich als Subkultur charakterisieren ließen, lassen das Bild noch weiter verschwimmen.
Ziel des Vortrags soll sein, die wichtigsten Eckpunkte der akademischen wie intellektuellen Debatte in Japan aufzuzeigen. An einigen konkreten Beispielen soll nachgezeichnet werden, wie die populäre Wahrnehmung des Begriffes hierdurch geprägt wurde und wie sabukaruchā auch in der Vermarktung von Popkultur eine Rolle spielt. Lässt sich das Konzept sabukaruchā einfach als Synonym für Popkultur verstehen? Kann von einer Art "supermarket of style" die Rede sein, in dem (subkulturelle) Identitäten aus unterschiedlichsten Konsumangeboten zusammengesetzt werden können? Oder steht mit einem Verständnis Subkultur als Gegenkultur doch mehr dahinter?