Japan Zentrum
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Sektion Moderne Literatur

Sektionsleitung: Evelyn Schulz (München), Lisette Gebhardt (Frankfurt)

Japanische Literatur in der aktuellen Forschung. Zugänge, Themen und Theorien

Anknüpfend an die Sektion Literatur des vergangenen Japanologentags in Zürich (2012) wurde erneut die weiterhin offene Frage nach zeitgemäßen Forschungsansätzen gestellt werden: Was könnte die Agenda einer zeitgemäßen literaturwissenschaftlichen Japanforschung sein? Wie positioniert sie sich gegenüber den Kanones der modernen (kindai bungaku) und der gegenwärtigen japanischen Literatur (gendai bungaku)? Trifft tatsächlich die von dem Literaturwissenschaftler und -kritiker Kawamura Minato und anderen vertretene These zu, die japanische Literatur der Gegenwart sei schon historisch zu sehen? Welchen Themen könnte sich eine jüngere Generation von Japanwissenschaftlerinnen und Japanwissenschaftlern zuwenden? Soll man sich mehr mit Genredefinitionen, mit narratologischen Fragen beschäftigen oder eher eine zeitgeschichtliche bzw. soziokulturelle Perspektive einnehmen? Welche Rollen kommen der Literatur in Nationalstaats- und Identitätsbildungsprozessen zu? Inwiefern stellt japanische Literatur solche Prozesse ebenso wie die der Globalisierung nicht nur dar, sondern reflektiert, kritisiert, modelliert und gestaltet diese auch mit? Welche Begrenzungen und Entgrenzungen sowie Verflechtungen ergeben sich daraus? Wie verhält es sich vor diesem Hintergrund mit den Zäsuren der jüngeren Vergangenheit — "AUM" — und der unmittelbaren Gegenwart — "Fukushima"? Kann und soll die aktuelle Literatur Zeitdiagnosen bieten? Verändert sich durch gesellschaftskritische und politische Einlassungen in fiktionalen und nicht-fiktionalen Texten die Rolle der von wenigen Ausnahmen abgesehen als politikabstinent beschriebenen japanischen Autorinnen und Autoren wieder hin zum politischen Engagement im Zeichen einer globalen Agenda der "Empörung"? Oder sollte man ein weniger aktuelles Forschungsthema wählen, das eventuell sogar schon von der Liste möglicher Arbeiten für Abschluss- und Laufbahnarbeiten gestrichen wurde? Zu den in den Hintergrund gerückten bzw. gar vergessenen Themen zählen etwa die japanische Lyrik oder die Werke einer in den 1980er Jahren sehr bekannten Autorin wie Tsushima Yūko.
Für die Sektion "Moderne Literatur" war im Hinblick auf die oben angeführten Fragen also die Diskussion folgender Themen interessant: Welche literaturwissenschaftlichen Themen sollten heute behandelt werden? Welche Ansätze und Theorien bieten sich dafür an? Sollte man eine gelungene Multidisziplinarität anstreben oder sich wieder auf das literaturwissenschaftliche Kerngeschäft besinnen? Inwieweit sollten außerliterarische Faktoren wie der Literaturmarkt, der Bestsellerhandel, das öffentliche Auftreten von Schriftstellern, die Beziehung zwischen Autor und neuen Medien (Twitter und You Tube etc.) oder eine mögliche Instrumentalisierung von Literatur im Sinne des nation branding diskutiert werden? Welchen Überblick haben wir über die von der Jahrtausendwende bis heute enstandene japanische Literatur gewonnen? Und: Wie reagiert die rezente Literatur auf die Dreifachkatastrophe vom 11. März 2011? Zeichnet sich hier bereits ein Wandel zu einer "neuen japanischen Literatur nach Fukushima" ab?

Session 1

  • Nora Bartels: Der äußere und der innere Gennai. Inoue Hisashis Kampf gegen den literarischen Kanon
  • Birumachi Yoshio: Mori Ōgai in Schwabing. Über die Frühgeschichte des Münchner Modernismus
  • Christian Chappelow: Lyrik als Zeitgeschichte. Poetologien japanischer Dichter nach Fukushima

Session 2

  • Oliver Hartmann: Vom Siegfried-Idyll nach Alphaville. Japanische Gegenwartsliteratur durch die Linse der Intermedialität
  • Maren Haufs-Brusberg: Postkoloniale Theorie als analytischer Zugang zur japankoreanischen Gegenwartsliteratur
  • Kristina Iwata-Weickgenannt: Zur Subversivität von Handgestricktem, oder Fukushima-Literatur zwischen Gesellschaftstherapie und Sozialkritik

Session 3

  • Tamara Kamerer: Dem Nordosten verschrieben. Zur Beziehung von Zentrum-Peripherie und Gender in den Werken von Autorinnen aus Tōhoku
  • Mina Qiao: City Unkind. Women’s Urban Experiences in Kirino Natsuo’s Crime Narratives
  • Martin Thomas: Haiku als politische Lyrik in Japan während der Kriegsjahre von 1937 bis 1945. Eine literarische Form im Spannungsfeld zwischen Protest und Propaganda

Session 4

  • Christian G. Weisgerber: Die Spuren von Yamanaka Minetarō. Topologische Muster nationalistischer shōnen-Literatur in dem Kinofilm Meitantei Conan – Zekkai no puraibēto ai
  • Daniela Tan: Experiment über die aktuelle Rolle der Literaturkritik. Ōsawa Nobuaki
  • Zum Abschluss: Besprechung der Publikation