Japan Zentrum
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Sektion Philosophie und Geistesgeschichte

Sektionsleitung: Christian Uhl (Gent)
Kontakt: christian.uhl@ugent.be

Raum: DZ 003
Zeit: Timeslot 7-9 (Freitag 09:00-10:30, 11:00-12:30 und 14:00-15:30)

Glanz und Elend der marxistischen Theorie

Die wohl einschneidendste Entwicklung in den Geisteswisschaften in den letzten Jahrzehnten ist der die "Globalisierung" begleitende sogenannte cultural turn, d.h. die von Dekonstruktion und Postkolonialismus befeuerte, paradigmatische Abkehr von allen übergreifenden, "totalisierenden" Ansätzen und Konzepten, zugunsten einer Emphase historischer Kontingenz, gerade auch im Namen der "Identität" und agency all jener, die sich in der Rolle von Objekten kultureller und gesellschaftlicher Herrschaft wiederfinden. Die Diskreditierung des Marxismus als "hegemonial" und "eurozentrisch" ist wohl eine der bedeutendsten Erscheinungen dieses Paradigmenwechsels. Angesichts der im Zuge der "Globalisierung" sich entfaltenden Krise stellt sich allerdings immer drängender die Frage, ob die "postmodern" gewandelte Geisteswissenschaft den Herausforderungen der Gegenwart noch gewachsen ist. Das in jüngerer Zeit zu verzeichnende Wiedererwachen des Interesses an Marx ist Ausdruck solcher Zweifel, die auch der Sektionsleitung den Anlass zu der Anregung gegeben haben, sich der Marxistischen Theorie wieder anzunehmen. Diese Anregung kann zunächst historisch verstanden werden. Der Marxismus hat bekanntlich in der modernen Philosophie und Geistesgeschichte Japans seine Spuren hinterlassen. Er hatte seine Hochzeiten, in denen er das Denken in Japan nachhaltig beeinflusst hat, und er wurde seinerseits von seinen Befürwortern und Kritikern erneuert, umgedeutet, manchmal missverstanden und umgebogen, nicht selten mit theoretisch bemerkenswerten, teils auch bedenklichen Resultaten, die stets noch ihrer geistesgeschichtlichen Entbergung und philosophischen Würdigung harren. Das Sektionsthema kann aber auch theoretisch verstanden werden, d.h. als Aufforderung, die gegenwärtigen Probleme des "postmodernen" Japan aus marxistischer Perspektive ins Visier zu nehmen, oder aber umgekehrt die Schärfe der analytischen Konzepte Marxens an der japanischen Wirklichkeit zu testen.

Session 1

  • Wolfgang Seifert: Maruyama Masaos Nähe und Ferne gegenüber dem Marxismus
  • Takamichi Sakurai: "Kritische Theorie" in Japan? Die Gesellschaftstheorie Fujita Shōzōs

Session 2

  • Till Knaudt: "Für uns heute ist es möglich, mit Marx zu brechen!". Prekariatstheorien, Ainu-Revolution und Antijaponismus in Japan 1967–1975
  • Namiko Josefine Holzapfel: Zur Gerechtigkeitsdebatte (seigiron) in Japan

Session 3

  • Elena Louisa Lange: Marx ohne Arbeit? Zur Sozialdemokratisierung des japanischen Marxismus
  • Yufei Zhou: Marxistische Geschichtsschreibung in der japanischen Chinaforschung (1931-1945)
  • Raji Steineck: Die "Natur" des Kapitals. Japanische Marxisten zur Kritik moderner Naturauffassung