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Sektion Religion -- Session 4

Glokalisierte religiöse Heilmethoden im Internet

Birgit Staemmler

Akademische und populärwissenschaftliche Publikationen über Schamanismus in Japan beziehen sich in fast allen Fällen auf eine bestimmte Region, meist Okinawa oder Tōhoku oder, in wenigen neueren Studien, auf bestimmte Großstädte. Die schamanischen Traditionen der einen Region entwickelten sich durch in früheren Zeiten schwerer überbrückbare geographische Entfernung naturgemäß anders als die einer anderen, entfernten Region. Unterschiede zwischen ihnen sind somit sogar zu erwarten.
Im Zeitalter des Internet entfällt diese örtliche Beschränkung in zweierlei Hinsicht: zum einen bieten religiöse Heiler ihre Dienste oftmals via Telefon oder E-mail an, so dass der direkte Kontakt zwischen ihnen und ihren Klienten, und damit auch die Ortbezogenheit ihrer Arbeit und die durch regionale Traditionen geprägten Erwartungen der — in früheren Zeiten aus der direkten Umgebung stammenden — Klienten, entfällt. Zum anderen können religiöse oder spirituelle Heiler einen Großteil der Informationen über Heilmethoden, Gottesbilder und dergleichen über Internet und Fernstudien gewinnen oder zu Seminaren reisen, so dass auch hier die Verörtlichung durch die Rekrutierung von Lehrer (oder Schüler) aus dem lokalen Umfeld entfallen kann.
Die Fragen, die dieses Referat beantworten will, sind die nach der Glokalisierung religiöser Heilmethoden im Internet, also ob und inwieweit sich in den Heil- und Diagnosemethode, die japanische religiöse Heiler auf ihren Websites anbieten, die regionalen Besonderheiten noch erkennen lassen, ob eine oder mehrere bestimmte traditionelle, importierte oder neue Methode auch in für sie untypischen Regionen dominiert, und ob sich dabei bestimmte Muster erkennen lassen.

Räume japanischer Religiosität in Düsseldorf

Elisabeth Scherer

Diaspora und Raum sind auf das engste miteinander verwoben. Avtar Brah (1996) beschreibt diesen Umstand mit ihrem Konzept des diaspora space, den sie geprägt sieht von Grenzen und deren Überschreitung, von Diskursen über Zugehörigkeit und Differenz, und von einer Diversität und Transkulturalität der Identitäten. Der Vortrag nimmt die japanische Diaspora in Düsseldorf in den Blick und untersucht, welchen Raum das Religiöse hier im diaspora space einnimmt.
In der japanischen Diaspora in Düsseldorf gibt es verschiedene, sehr unterschiedliche Ausprägungen von religiösem Leben, die ich in teilnehmenden Beobachtungen und Interviews erforscht habe: Das Ekō-Haus bietet buddhistische Zeremonien in einem Tempel, eine japanische und eine deutsche evangelische Gemeinde nutzen gemeinsam eine Kirche, und Anhänger neuer Religionen wie der Sōka Gakkai kommen in kleinen Gruppen in Privatwohnungen zusammen. Die Räume, in denen sich die Religiosität entfaltet, werden dabei deutlich aus dem Alltag herausgehoben, um die Anwesenheit von etwas Transzendentem zu markieren. Zugleich entstehen so Orte der Auseinandersetzung mit "Heimat" und dem "Japanischen", die auch Orte der Begegnung und Identitätstransformation sind. Die Gestaltung des religiösen Raumes — durch japanische wie deutsche Akteure — kann dabei auch widerständige Züge annehmen, wenn Orte zweckentfremdet werden oder synkretistische Tendenzen institutionalisierte Religion überlagern.

Abschlussdiskussion